Strategien zum Umgang mit Autismus bei Kindern im Alltag

Um mit den Besonderheiten des Autismus-Spektrums bei Deinem Kind gut umgehen zu können benötigt es Rahmenbedingungen und gute Strategien. Dabei geht es nicht darum dein Kind, sein Verhalten und seine Besonderheiten in eine brauchbare Form zu pressen. Im Gegenteil: Es geht darum ein Umfeld mit Strukturen zu schaffen, die es Dir als Mutter oder Vater ermöglichen, mit diesen Besonderheiten umzugehen.

Im Laufe der Zeit hat sich bei mir und meiner Familie ein Bewusstsein dafür entwickelt, was Autismus eigentlich ist. Damit meine ich nicht die klinische Diagnose (die durchaus wichtig ist), oder Strategien für therapeutisches Einwirken. 

Vielmehr ist es das Bewusstsein darüber, wie Autismus meinen Alltag und unser Leben verändert und wie das “Anders-Sein” meines Kindes mich herausfordert mein Denken und mein Handeln zu hinterfragen.

Bis an die Grenzen und darüber hinaus

Eines ist klar: Der Umgang mit Autismus im Alltag und in einem (meist sowieso stressigen Familienleben) ist anstrengend und extrem herausfordernd. Es gibt Studien, welche Eltern mit autistischen Kindern über lange Zeit begleitet und deren Belastung gemessen haben. Dabei kam deutlich raus: Eltern von Kindern im Autismus Spektrum  sind so stark belastet wie keine andere Gruppe von Eltern, welche Kinder mit körperlichen, seelischen oder geistigen Behinderungen. 

Dies äußert sich nicht nur in subjektiv empfundenen emotionalen Stress (den man sich selber sowieso immer viel zu klein redet). Eltern von Kindern im Autismus-Spektrum haben einen solchen Stress, dass ihre Lebensqualität, ihre Einkommensmöglichkeiten und ihre sozialen Kontakte massiv eingeschränkt sind.

Um der besonderen familiären Situation gerecht zu werden und eine gute Lebensqualität zu etablieren ist es daher extrem wichtig, auf gute Rahmenbedingungen zu setzen um damit Voraussetzungen zu schaffen, die Lebensqualität hoch zu halten und mit dem Stress für alle Beteiligten gut umgehen zu können. 

Du möchtest wissen, wie Du ein Kind im Autismus-Spektrum gut fördern kannst? Lade Dir hier unseren kostenlosen Download mit einem Überblick zu hilfreichen Arbeitsmaterialien herunter:

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Im folgenden möchten wir Euch vier Schritte vorstellen, welche Dir dabei helfen, mit Autismus im Familienalltag gut umgehen zu können:

Erster Schritt: Schaffe Voraussetzungen um Hilfen in Anspruch zu nehmen

Damit Du Hilfen in Anspruch nehmen kannst und diese finanziert werden müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Hier nochmal kurz zusammengefasst.

  1. Versuche möglichst früh an eine Diagnose zu gelangen. Wichtig ist hier, dass es keine Verdachtsdiagnose sein darf, sondern eine Diagnose nach ICD-10 innerhalb von Kapitel F84 – Tiefgreifende Entwicklungsstörungen.
  2. Beantrage einen Schwerbehindertenausweis bei Deinem örtlichen Versorgungsamt. Dieser verschafft Dir und Deinem Kind viele (auch steuerliche) Vergünstigungen und kann eine kostenlose Nutzung des ÖPNVs ermöglichen. Ebenso ist die damit verbudene Festellung wichtig für spätere Anträge bei der Pflegekasse und beim Jugendamt.
  3. Beantrage einen Pflegegrad. Wenn Du als Mutter oder Vater Dich hauptsächlich um Dein Kind kümmest, bist Du die pflegende Person und hast damit Anspruch auf Pflegeleistungen und Pflegegeld. 
  4. Um Therapien, Einzelfallhilfe oder auf Schulhelfer zu beantragen, musst Du bei einer vorliegenden seelischen Behinderung einen Antrag auf Eingliederungshilfe stellen. In der Regel ist dafür das örtliche Jugendamt zuständig.

Eine vollständige Übersicht, in welcher Reihenfolge Du welche am besten Hilfen beantragst, haben wir in einem Leitfaden zusammengefasst, den Du Dir hier herunterladen kannst.

Zweiter Schritt: Richte die Wohnung nach den Bedürfnissen Deines Kindes und der anderen Familienmitglieder ein!

Wenn Dein Kind Autismus hat, bedeutet es, dass es eine andere, stärkere Wahrnehmung hat. Reize aus der Umgebung werden viel stärker wahrgenommen, als e neurotypische Menschen es sich vorstellen können.

Damit Dein Kind sich in seiner vertauten Umgebung wohlfühlt solltest Du darüber nachdenken, ob es sich lohnen kann, Deine Wohnung  umzugestalten. Somit vermeindest Du vermeindliche Trigger, die zum Beispiel Meltdownsituationen hervorrufen können

Im Wesentlichen solltest Du bei der Umgestaltung der Wohnung und vor Allem des Kinderzimmer darauf achten, dass Dein Kind sich wohlfühlt und eine Struktur vorhanden ist, welche Orientierung spendet.

Dies kann sehr individuell aussehen, daher kann es Sinn machen, in diesem Punkt Beratung in Anspruch zu nehmen.

Es gibt gute Ansätze zu Strukturierungshilfen der häuslichen Umgebung, welche dem sogenannten TEACCH-Konzept folgen (TEACCH steht für Treatment and Education of Autistic and Related Communication Handicaped Children). Ohne dass wir hier auf das Konzept von TEACCH näher eingehen müssen, können wir den Ansatz sehr empfehlen. Weitere Informationen, wie das funktioniert gibt es in diesem Buch:

Vieles was Dum im Laufe der Zeit verändern wirst, wird Dir auf den ersten Blick banal erscheinen. Doch es hat großen Einfluss auf das Wohlbefinden ud die Förderung Deines autistischen Kindes im Alltag.

Dritter Schritt: Kommuniziere mit Deinem Umfeld offen über Autismus!

Offen über Autismus zu sprechen ist für Viele eine große Hürde. Vor Allem, da Behinderungen in unserer Welt leider immer noch als Defizit sehen. Dabei ist Autismus gar kein Defizit und erst Recht keine Krankheit. Es ist vielmehr eine besondere Eigenschaft.

Über Autismus in der eigenen Familie zu sprechen – wie geht das auf gute Weise? In erster Linie durch das eigene aufgeklärt sein!

Aber Du musst nicht erst monatelang Literatur wälzen, um über Autismus sprechen zu können. Auch wenn die Diagnose vielleicht noch gar nicht bestätigt ist: Stell Dir einfache Fragen um Worte für das besondere Verhalten Deines Kindes zu finden: 

  • was macht das besondere Verhalten Deines Kindes aus?
  • was macht die schönen Momente aus?
  • welche besonderen Vorlieben oder Interessen hat Dein Kind?
  • in welchen Situationen ist es herausfordernd?

Wenn Du diese einfachen Fragen beantworten kannst, wird es Dir leichter fallen, über Autismus und den speziellen Autismus bei Deinem Kind zu reden. 

Vierter Schritt: Schaffe Freiräume für Dich um aufzutanken

Ein Kind mit besonderen Bedürfnissen großzuziehen bedeutet, dass man zum Einen besondere Erfahrungen macht und auch, dass es ein besonderes Maß an Kraft, Energie und Zeit kostet.

Diese muss irgendwo herkommen. Denke zum Vergleich mal an eine Wasserkrug. Dieser ist dafür da, Wasser zu spenden, zum Beispiel ein Glas aufzufüllen, damit jemand daraus trinken kann. Allerdings kann aus dem Krug nur Wasser in ein anderes Glas gegossen werden, wenn sich darin selbst auch Wasser befindet. Ist er leer, so kann aus ihm nichts mehr ausgehen.

Genauso ist es mit Deiner Kraft. Ein Kind mit Behinderung großzuziehen kann eine riesengroße Belastung werden. Da Du damit soviel Verantwortung hast, ist es so wichtig, dass Du auf Dich selber achtest.

Schaffe Dir Freiräume um auftanken zu können! Nimm Dir bewusst Zeit für Dich. Für Deine Hobbies und alles was Dir gut tut. Damit das möglich ist, kann es zum Beispiel notwendig sein, dass Du Dein Kind für eine gewisse Zeit jemand anderem anvertraust. Dies ist zum Beispiel durch die Verhinderungspflege möglich, welche ein Teil der Pflegeleistung ist. 

Gerne unterstützen wir Dich auf deinem Weg, ein gutes Leben mit Deinem autistischen Kind führen zu können. 

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