Frühmorgens nach dem Aufstehen, rasen die nächsten zwei bis drei Stunden wie im Zeitraffer an einem vorbei. Jede Minute ist Gold wert, bis alle und alles startklar ist! Kinder wecken, alle nacheinander durch den Badezimmer-Marathon, frühstücken und ab geht’s Richtung Kita oder Schule. Danach hat man das Gefühl zwei Drittel seiner verfügbaren Tagesenergie schon verbraucht zu haben und man hat das Gefühl erstmal einen doppelten Espresso zu brauchen. Dies ist für alle Familien eine tägliche Herausforderung.
Hat man jedoch ein Kind im Autismus Spektrum, kann alleine dieser morgendliche Marathon dazu führen, dass bereits zur frühen Tageszeit das Ende der eigenen Kapazitäten erreicht ist und das Stress-Level des Kindes so hoch ist, dass gefühlt nichts mehr geht.
Was für ein Start in den Tag, wo man am liebsten die Reset Taste drücken würde. Dabei muss das nicht so sein. Leben mit Autismus ist in einer guten Art und Weise möglich. Auch und gerade in Stresssituationen, zu denen zweifelsfrei die Morgenroutine gehört.
Wir möchten Euch gerne die Ansätze und Schritte zeigen, die den Stress aus dem morgendlichen Alltag nehmen können.
Kinder mit Autismus brauchen Struktur!
Das Wichtigste ist die Strukturierung der nötigen Maßnahmen. Eine Strukturierung hilft dem Kind zu verstehen, wie der Morgen abläuft und das Kind kann sich besser darauf einstellen. Es kann sich orientieren.
Für alle Menschen ist es wichtig, dass sie vorhersehen können, was als Nächstes passiert. Bei neurotypischen Kindern ist der Ablauf ab einem bestimmten Alter und einer gewissen Zeit grundsätzlich abgespeichert. Kommt es zu Abweichungen oder sind Ermahnungen nötig, lassen diese sich auf relativ einfache Weise kommunizieren. Der Ablauf überfordert sie nicht, da sie ihn gut kennen und Änderungen können sie relativ gut aufnehmen.
Für Kindern im Autismus Spektrum ist es sehr schwierig, in dem Ablauf anzukommen. Oft dauert es Monate, bevor ein gewisser Ablauf integriert ist. Dies bedeutet für die betroffenen Kinder Tag für Tag eine große Anstrengung zu überwinden. Treten dort die kleinsten Veränderungen auf, kann das alles zum Einstürzen bringen.
Daher sind Strukturen und die Vorhersehbarkeit der Aktivitäten im Alltag so wichtig für die Kinder.
Die Strukturierung muss individuell auf das Kind und die Familie angepasst sein und die Entwicklung des Kindes berücksichtigen.
Das Kind muss den Tages- oder Zeitplan verstehen und sich daran orientieren können.
Dabei gilt immer :
“So viel Hilfe wie nötig, so wenig wie möglich”
Denn auch die Kinder im Autismus Spektrum sollen wie alle Kinder zur Selbständigkeit heranwachsen.
Im folgenden stellen wir zehn Schritte vor, die dabei helfen den Alltag mit Autismus zu strukturieren:
- Reflektiert als Eltern und dann auch zusammen mit eurem Kind (altersabhängig) den morgendlichen Ablauf. Wann, Wo und Weshalb kommt Stress rein.
- Geht auf die Bedürfnisse des Kindes ein, z.B. wie lange braucht es zum Aufstehen?Hat es danach sofort Hunger oder ist es besser, wenn es sich im Badezimmer erstmal wäscht und anzieht? Ist noch Zeit zum Spielen oder verursacht dieses Vorhaben einen Konflikt?
- Versucht, den Ablauf jeden Tag gleich zu halten von Montag bis Freitag. Am Wochenende braucht das Kind den gleichen Ablauf oder kann es an diesen Tagen auch anders ablaufen, z.B. länger schlafen und dann frühstücken.
- Dem Kind mit Hilfe eines Tagesplans verständlich machen, welcher Tag heute ist und welche Aktivitäten heute stattfinden (z.B. Schule, Ergotherapie).
- Wenn es zu Veränderungen im Ablauf kommen muss wegen z. B. wichtiger Termine, dem Kind dies am Vortag (oder schon zwei Tage vorher ) verständlich machen, z.B. über die Bildkarten am Tagesplan und das mit dem Kind besprechen.
- Den Ablauf immer wieder reflektieren und auf die Bedürfnisse des Kindes und der Familie eingehen.
- Beobachten, wo sind noch unruhige oder stressige Phasen? Was kann ich verändern, damit es besser läuft? Je nach Alter des Kindes sollte dies zusammen mit dem Kind besprochen und reflektiert werden.
- Stück für Stück starten. Nicht direkt den ganzen Tag durchstrukturieren. Das kostet sehr viel Zeit, Kraft und Nerven und könnte alle Beteiligten überfordern.
- Beginne die Strukturierung zunächst nur mit dem Morgen- oder, wenn es einfacher ist, mit dem Abend-Ablauf:
Am Anfang nur mit einer Bildkarte pro Aktivität beginnen und dann schrittweise die nächsten Karten dazu nehmen.
- Am Anfang den Plan oberflächlich starten, z.B. mit den Bildkarten für Bad, Küche, Flur, damit es nicht sofort zu viele Informationen für das Kind sind. Wenn das Kind damit gut klar kommt, können die nächsten Bildkarten dazu kommen.
- Wichtig ist, dass das Kind die Bildkarten und die damit zusammenhängenden Aktivitäten versteht. Dann kann man Stück für Stück mit dem Kind zusammen mehr ins Detail gehen und den Plan weiter aufbauen.
- Der Pläne sollten an einem gut sichtbaren Platz in den jeweiligen Räumen hängen. Mit doppelseitigem Klettband und Klettpunkten können sie gut befestigt werden.
- Das Wichtigste, Effektivste und Schwierigste: Cool bleiben! Läuft etwas nicht so, wie es sein sollte, ziehe die bestmöglichen Schlüsse aus der Situation. Jeder muss den Umgang und die besonderen Bedürfnisse erst kennen und verstehen lernen, bevor man gut damit umgehen kann. Bei Kindern mit Autismus ist das Ganze um ein Vielfaches komplizierter als bei Kindern ohne besondere Anforderungen. Daher: Sollte dich die Situation zu sehr stressen, geh kurz raus, hol tief Luft und fang wieder von vorne an. Am nächsten Morgen wird es garantiert schon besser laufen!
Reflektiert als Eltern und dann auch zusammen mit eurem Kind (altersabhängig) den morgendlichen Ablauf. Wann, Wo und Weshalb kommt Stress rein.
Geht auf die Bedürfnisse des Kindes ein, z.B. wie lange braucht es zum Aufstehen. Hat es danach sofort Hunger oder ist es besser, wenn es sich im Badezimmer erstmal wäscht und anzieht. Ist Zeit zum Spielen oder verursacht das einen Konflikt?
Versucht, den Ablauf jeden Tag gleich zu halten von Montag bis Freitag. Am Wochenende schaut, braucht das Kind den gleichen Ablauf oder kann es an diesen Tagen auch anders ablaufen, z.B. länger schlafen und dann frühstücken.
Dem Kind mit Hilfe eines Kalenders verständlich machen, welcher Tag heute ist und welche Aktivitäten heute stattfinden (z.B. Schule, Ergotherapie).
Wenn es zu Veränderungen im Ablauf kommen muss wegen z. B. wichtiger Terminen, dem Kind dies am Vortag (oder schon zwei Tage vorher ) verständlich machen, z.B. über die Bildkarten am Kalender und das mit dem Kind besprechen. Ein Beispiel wie ein Kalender aufgebaut sein kann, findet ihr in unserem Blogartikel: Wie Frühintervention mit TEACCH zu Hause starten kann.
Den Ablauf immer wieder reflektieren und auf die Bedürfnisse des Kindes und der Familie eingehen.
Beobachten, wo sind noch unruhige oder stressige Phasen. Was kann ich verändern, damit es besser läuft. Je nach Alter des Kindes sollte dies zusammen mit dem Kind besprochen und reflektiert werden.
Stück für Stück starten. Nicht direkt den ganzen Tag durchstrukturieren. Das kostet sehr viel Zeit, Kraft und Nerven und könnte alle Beteiligten überfordern.
Beginne die Strukturierung zunächst nur mit dem Morgen oder, wenn es einfacher fällt, mit dem Abend-Ablauf:
Am Anfang nur mit einer Bildkarte pro Aktivität beginnen und dann schrittweise die nächsten Karten dazu nehmen.
Unser morgendlicher Ablauf sieht z.B. so aus:
Der Morgen ist aufgesplittet in 6 Teilbereiche:
Aufstehen, ins Badezimmer gehen, waschen, Zähne putzen, …, in die Küche gehen, frühstücken, Spielzeit, Jacke anziehen und das Haus verlassen, zur Schule/zum Kindergarten gehen/fahren.

Die einzelnen Abschnitte (z.B. Badezimmer) werden auf dem groben Plan nicht weiter aufgeschlüsselt, da sonst die Übersicht schnell verloren gehen kann.
Allerdings bedeutet das ggf, dass diese Dinge dann vor Ort weiter in einzelne Abschnitte unterteilt werden. Im Badezimmer hängt also ein weiterer Plan für die Badezimmersession: Toilettengang, Zähne putzen, waschen, kämmen.
In der Küche hängt ein Plan, welches Geschirr und Besteck für ein Frühstück auf dem Tisch sein muss, damit der als “gedeckt” durchgeht und welche Lebensmittel dafür nötig sind. So werden kleine Lebensbereiche in Häppchen unterteilt, sichtbar gemacht und werden dadurch strukturiert. Der Tag wird Stück für Stück handhabbar und das gibt den Kindern Ruhe und Sicherheit. Das beste daran: Die Kinder können immer weiter selbständig werden und viele Dinge eigenständig und zuverlässig erledigen.
Wir haben zum Beispiel im Bad eine Kiste mit den Kleidern für den Tag stehen.
Hier findet unser Sohn alles, was er an diesem Tag anziehen soll. Und der Plan hilft ihm, zuerst die Unterhose anzuziehen, bevor er die Jeans in die Hand nimmt…
Wer zudem beim Kauf der Kleider darauf achtet, dass diese von den Kindern eigenständig zu handhaben sind (z.B. keine unnötig komplizierten Verschlüsse), der wird staunen, wie zuverlässig und autonom die Kids ihre kleinen Jobs erledigen!
Am Anfang den Plan oberflächlich starten z.B. mit den Bildkarten Bad, Küche, Flur, damit es nicht sofort zu viele Informationen für das Kind sind. Wenn das Kind damit gut klar kommt, können die nächsten Bildkarten dazu kommen.
Wichtig ist, dass das Kind die Bildkarten und die damit zusammenhängende Aktivität versteht. Dann kann man Stück für Stück mit dem Kind zusammen mehr ins Detail gehen und den Plan weiter aufbauen.
Der Plan sollte an einem gut sichtbaren Platz in den Räumen hängen. Dieser kann mit doppelseitigem Klettband und Klettpunkten super befestigt werden.
Das Wichtigste, Effektivste und Schwierigste: Cool bleiben! Läuft etwas doch nicht so, wie es sein sollte, ziehe die bestmöglichen Schlüsse aus der Situation. Jeder muss den Umgang und die besonderen Bedürfnisse erst kennen und verstehen lernen, bevor man gut damit umgehen kann. Bei Autismus ist das Ganze um ein Vielfaches komplizierter als mit Kindern ohne besonderen Anforderungen. Daher: Sollte dich die Situation dennoch zu sehr stressen, geh kurz raus, hol tief Luft und fang wieder von vorne an. Am nächsten Morgen wird es garantiert schon besser laufen!
Badezimmer
- Toilettengang
- Waschen (Hände, Zähneputzen, Gesicht) Regal für Zahnbürste/-pasta, Bürste, Creme, Haken für Waschlappen und Handtuch
- Anziehen (Kiste für die Kleidung)
- Was als kommt als nächstes? Z.B. in die Küche zum Frühstück.
Küche
- Tischset
- PECS-Karten für das Frühstück
Flur
- Kleiderhaken für Jacke
- Kiste für Mütze, Schal, Handschuhe
- PECS Karte für das Schuhregal
- PECS Karten für die Reihenfolge
- PECS Karten mit dem Wetter des Tages
- PECS Karten für den Weg zum KiGa oder Schule

Statt PECS Karten können auch Fotos von den jeweiligen Situationen gemacht werden und diese laminiert in der Reihenfolge aufgehangen werden oder Sie benutzen Objekte wie eine Zahnbürste für das Waschen und Zähneputzen im Bad, eine Klopapierrolle für den Toilettengang, ein kleines T Shirt für das Anziehen, einen Löffel für das Frühstück und kleine Babyschuhe für das Anziehen der Schuhe und der Jacke.
Bei Kindern, die schon lesen können, kann man auch den Plan schriftlich erstellen.
Der Plan sollte die Möglichkeit haben “abgehakt“ zu werden, z.B. durch laminierte Punkte oder Knöpfe, die neben der Aufgabe mit Klettband angebracht sind und nach Beendigung der Aufgabe in einen “Fertigkorb” gelegt werden. Damit kann sich das Kind orientieren, was es bereits gemacht hat und was als nächstes dran ist.
PECS-Karten mit Klettband Erledigte PECS-Karten mit “Fertigkorb”
Es gilt “So viel Struktur wie nötig und so wenig wie möglich”
Für alle Aktivitäten kann ein Küchentimer oder eine Sanduhr benutzt werden. Das hilft den Kindern, den zeitlichen Rahmen der Aufgabe besser zu erfassen und abschätzen zu können.
Vorbereitung am Vorabend
- Kleidung des Kindes in eine Kiste im Badezimmer legen (am besten mit dem Kind zusammen)
- Tisch soweit decken wie möglich
- Jacke für den nächsten Tag nach Wetterlage aufhängen
- PECS Wetterkarte
- Kalender für den Tag / Woche mit PECS Karten
- Den nächsten Tag mit dem Kind besprechen
Kleine Tipps
- Beim Frühstück gemeinsamer Beginn am Tisch mit z.B. Tischspruch oder Liedstrophe
- Ein Erwachsener sitzt neben dem Kind
- Schlabberlatz für große Kinder, T-Shirt in der Größe M oder L
- Küchentimer oder Sanduhr damit das Kind weiß, wie lange die Frühstückszeit ist
- Kleiderhaken mit einem Bild vom Kind
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