Die gute Nachricht: Mit einer Autismus Diagnose ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Dein Kind einen Pflegegrad erhält und Du, als Pflegeperson somit Pflegeleistungen (u.a. Pflegegeld) in Anspruch nehmen kannst.
In diesem Artikel erfährst Du, welche Leistungen Du durch einen Pflegegrad in Anspruch nehmen kannst.
Wir haben zudem eine komplette Checkliste erstellt, die Dich optimal auf das Pflegegespräch mit dem MdK vorbereitet:
Warum ein Pflegegrad relevant ist
Wie wir in diesem Artikel beschrieben haben, fällt eine Autismus Diagnose unter die “tiefgreifenden Entwicklungsstörungen” nach ICD-10 bzw. DSM-5. Autismus wird somit medizinisch als psychische bzw. neuronale Erkrankung eingestuft. Daraus folgt nach Sozialgesetzbuch, dass eine seelische Behinderung vorliegt, bzw. dadurch entstehen kann.
Ob Du für Dein Kind Pflegegeld bzw. die Einstufung auf einen Pflegegrad beantragen kannst richtet sich rein nach dem Bedarf. Das Alter des Kindes kann und darf keine Rolle spielen. Auch allgemeine Aussagen von Kinderärzten solltest Du kritisch hinterfragen und im Zweifel immer eine Expertenmeinung einholen (wenn vorhanden auf Autismus spezialisierte KinderpsychologInnen, z.B. vom SPZ, Sozialdienste, Therapeuten oder Pflegeexperten).
Da Autismus zudem nicht ein vorübergehender Zustand ist, sondern im Alltag eine dauerhafte Beeinträchtigung darstellt, sind grundsätzlich die Voraussetzungen für einen Pflegegrad gegeben. Die Rechtsgrundlage für das zu zahlende Pflegegeld steht in §37 SGB XI.
Pflegegrad und Pflegegeld
Findet die Pflege zu Hause statt – also, ist das Kind, bis auf die Betreuung in Kita oder Schule zu Hause – so erhält die pflegende Person (der betreuende Elternteil) die Auszahlung eines monatlichen Pflegegeldes.
Zudem zahlt die Pflegekasse auch Rentenbeiträge.
Seit 2017 wurden die bisher gültigen Pflegestufen (0,1,2 und 3) durch Pflegegrade (1 bis 5) ersetzt.
Je höher der Pflegeaufwand, umso höher ist die Punktzahl. In den jeweiligen Pflegegraden gibt es für die ambulante Pflege (also die Versorgung zu Hause) folgende monatlichen Leistungen:
Pflegegrad | Pflegegeld | Sachleistungen |
5 | 901 EUR | 1995 EUR |
4 | 728 EUR | 1612 EUR |
3 | 545 EUR | 1298 EUR |
2 | 316 EUR | 689 EUR |
1 | 125 EUR | 0 EUR |
Zusätzlich habt ihr Anspruch auf sogenannte „Betreuungs- und Entlastungsleistungen“ von 125 EUR monatlich.
Ebenso kann man einmal jährlich „Verhinderungspflege“ beantragen. Die Pflegekasse zahlt dann den Ersatz einer Pflegeleistung und man hat die Möglichkeit für ein paar Tage eine Auszeit zu nehmen.
Einstufung des Pflegegrades
Die Entscheidung, welchen Pflegegrad man erhält, fällt nach Einstufung und Bericht durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen MDK. Dieser wird von der Pflegekasse (Krankenkasse) beauftragt, sobald man einen Antrag auf Pflegegrad gestellt hat.
Damit der MdK einen Bericht erstellen kann ist ein oder ggf. auch mehrere Gespräche (inkl. Hausbesuche) nötig. Sinn dieser Gespräche ist, dass der MdK die Gesamtsituation rund um den Pflegeaufwand erfasst.
Der Pflegeaufwand wird anhand eines Punktesystems ermittelt. Die Summe dieser Punkte bilden dann die Einstufung zum Pflegegrad.
Es kommt leider sehr oft vor, dass der MdK die Pflegesituation für ein Kind im Autismus-Spektrum nicht voll erfasst. Es ist daher sehr wichtig, dass Du Dir vorher intensiv über Deinen Alltag Gedanken machst und aufschreibst, was und wieviel Du eigentlich leistest.
Wir haben eine Checkliste erstellt, welche Dir hilft, Dich optimal auf das Gespräch mit dem MdK vorzubereiten:
Der Fragebogen
Um die Aufwände in den jeweiligen Bereichen zu messen, verwendet der MdK einen Fragebogen. In diesem Checkliste werden verschiedene Parameter in unterschiedlichen Kategorien abgefragt. Diese Kategorien werden im Fragebogen Module genannt.
Die Module werden unterschiedlich stark gewichtet und am Ende kommt es zu einer Gesamtpunktzahl. Die Gesamtpunktzahl entscheidet schliesslich über die Höhe des Pflegegrades.
Die jeweiligen Kategorien sind:
- Mobilität
- Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
- Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
- Fähigkeit zur Selbstversorgung
- Regelmäßige Bewältigung von Wegen zu medizinischen oder therapeutischen Einrichtungen
- Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte
Insgesamt umfasst der Fragebogen über hundertfünfzig Fragen.
Zu den Modulen, und den dazugehörigen Fragen solltest Du Dir vorbereitend folgende Gedanken machen (und die Antworten dazu notieren).
Damit Du für jede Frage in diesem Kategorien optimal vorbereitet bist haben wir Dir eine Checkliste zur Vorbereitung erstellt:
Der subjektive Faktor der Einstufung
Man kann nicht pauschal sagen, mit welcher Diagnose welcher Pflegegrad erlangt werden kann. Dies hängt, wie sich an der großen Anzahl der Kriterien erkennen lässt immer nur individuell beantworten.
Trotz aller Objektivität der Kriterien spielt natürlich der Faktor Mensch beim MDK Gespräch auch eine entscheidende Rolle.
Für eine gute und richtige Einschätzung bringt es überhaupt nichts, wenn man die Situation unnötig zu dramatisiert, mit der Absicht viele Punkte zu bekommen. Die Berater vom MDK führen wöchentlich drei bis fünf Einstufungsgespräche und haben einen geschulten Blick für die tatsächliche Situation.
Allerdings ist es genauso schädlich, die Situation in der Pflege und die täglichen Herausforderungen und Schwierigkeiten herunterzuspielen.
Es gib ein Recht auf einen Pflegegrad und die damit verbundenen Leistungen. Und die sollte jede Familie mit einem autistischen Kind auch in Anspruch nehmen.
Gute Vorbereitung zahlt sich aus
Sobald der Termin mit dem MDK ansteht, solltest Du dich gut auf das Gespräch vorbereiten. Nutze die Zeit bis zum Termin jede Alltagssituation zu reflektieren.
Wir hoffen, dass Dir die Checkliste etwas hilft, Deinen Alltag hinsichtlich Pflegeaufwand zu durchleuchten.
Lade Dir hier die Checkliste zur Vorbereitung:
Auch wenn es sehr aufwendig und zeit-intensiv ist, lohnt es sich, jeden Punkt einzeln durchzugehen und eigene Notizen dazu zu machen.
Wenn Du spezielle Fragen zur Einstufung des Pflegegrades für Dein Kind oder die Vorbereitung auf das Gespräch mit dem MDK hast, dann melde Dich bei uns – wir helfen Dir gerne weiter!
Welche Erfahrungen konntest Du mit der Checkliste machen? Wie lief der Termin mit dem MDK? Lass es uns in den Kommentaren gerne wissen!
Die tiefgreifenden Entwicklungsstörungen verdienen eine finanzielle staatliche Förderung, weil die behinderten Personen nicht fähig sind, um selbst Aufgaben zu lösen. Ob es Kontakte im Alltag sind oder Tätigkeiten zuhause, brauch das Kind eine Pflegehilfe. Danke für die Information!